Blendende Schönheit

Manchmal habe ich Pech. Ich habe das Glück an einem sehr lustigem Ort zu arbeiten. Demzufolge sind auch die Weihnachtsfeiern immer lustig. Es gibt fliegende Schweine, Regenstäbe und komisch Gummiknochen, die die Konsistenz eine halbsteifen Penis aufweisen. Ja, das lasse ich jetzt einfach unerklärt im Raum stehen. Bei den Umständen kann man sich ja auch denken, dass ja ganz nett ist bei einer solchen Feier das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich zu nehmen.

Letztes Jahr war die Feier an einem Donnerstag. Ich musste am Freitag auf jeden Fall arbeiten (und dabei mental präsent sein). Was dann auch bedeutet, dass ich Abends noch nachhause musste. Was wiederum bedeutete, dass ich Auto fahren musste (60 km, 60 zurück, wer erinnert sich?). Also kein Alkohol. Und kein lustiges noch-in-die-Stadt-dort-weitertrinken mit den anderen.

2012. Neues Jahr, neues Glück. Die Feier war schon mal an einem Freitag. Jaaa, erraten: Heute! Problem: Morgen kommt Besuch und ich muss Dinge vorbereiten. Also fit sein. Also Auto fahren. Hmpf. Kurz habe ich überlegt, vielleicht am Anfang ein kleines Bierchen zu trinken. Aber eigentlich mache ich das ja nicht. Außerdem ist ein Bier ja bekanntlich kein Bier. Also bleib es bei "kein Bier" und meine Lampe bleib aus.

Mein Auto, der Bär, liebt mich ja heiß und innig. Und als er mich so mit "Lampe aus" aus dem Gebäude kommen sah, dachte er sich wohl, das wäre eine gute Idee und machte es mir nach. Ich fuhr erst mal fröhlich los. Das Gelände ist ja beleuchtet. Die Straßen danach auch. Dann kommt der Wald. Dort war es finster und nicht so bitterkalt. Und ich merkte was der Bär da machte. Nämlich kein Licht. Also schon Licht, aber nur so ganz romantisch. Auf jeden Fall nicht genug zum Fahren. Nach einem Abwägen der Optionen (Es ist viertel nach zehn, ich stehe mitten im Wald, bin müde, habe keine Glühbirnen und kein Werkzeug und der ADAC braucht auch sicher eine Stunde bis er bei mir ist (Außerdem kann ich ja eine Birne wohl selber wechseln (vorausgesetzt ich habe eine (und Werkzeug)))) entschied ich mich einfach weiter zu fahren. Fernlicht, FTW!

Ich möchte mich bei sämtlichen geblendeten Autofahrern entschuldigen, aber sie hätten sicher dieselbe Entscheidung getroffen. Einigen habe ich dann auch, nett wie ich bin, durch ein kurzes Abblendet gezeigt, dass ich eben eine intensive Person bin - bei mir gibt es keine halben Sachen. Entweder Stand- oder Fernlicht, Baby. Dazwischen ist nicht.

Auf halber Strecke (Juchu!) hielt ich dann an der Tanke. Zwei Birnen kaufen. Ein paar betrunkene und ein (hoffentlich) nüchterner Jugendlicher wiesen mich dann auch auf mein etwas helles Licht hin. Ich hielt mit eisigem Schweigen die Birnen hoch. Der Tankstellenmann fand es lustig.

Und weiter ging die Fahrt. Natürlich regnete es. Natürlich regnete es WIE SAU. Und es nebelte. Ihr könnte euch schon vorstellen wie man sich auf der Autobahn bei Nebel und apokalyptischem Regen mit Fernlicht so fühlt, oder? Wie eine Wanderdisko. Bei jeder Nebelschwade, die zum weißen Leuchten um mich und bei jedem Schild was zur Leuchtröhrer wurde, dachte ich mir: "Da hätte ich auch saufen können, das hätte nicht viel anders ausgesehen...".

Irgendwann kam ich endlich zuhause an. Und machte mir ein Bier auf. Und schrieb die Geschichte nieder. Und dann kommen die Erinnerungen, ganz, ganz vage. Von der Familie, die mitten in der Nacht ohne Licht (aber wirklich OHNE Licht) über die Anden musste. Und immer hielt bis jemand vorbei fuhr, dem sie folgen konnte. Und von dem einen Herrn der irgendwann anhielt und den Vater der Familie zur Rede stellte, wieso sie ihn verfolgen würden. Doch nach einer Erklärung, war alles kein Problem mehr und er stellte sich als Licht im Dunkel bereit. Und dann denke ich mir, dass zum einen der Apfel nicht weit vom Stamm fällt und zum anderen meine Fahrt ja eigentlich sehr einfach war. Prost.

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